Das Armenviertel Comuna 13

Medellin, die zweitgrößte Stadt Kolumbiens, galt Anfang der 90er als die gefährlichste Stadt der Welt und besaß die höchste Mordrate weltweit. Der Drogenhandel bestimmte das Bild der Stadt und der größte Drogenbaron Südamerikas, Pablo Escobar, verdiente mit dem Kokainexport in die USA Milliarden Dollar. Seit Escobar 1993 von der Polizei erschossen wurde, hat sich die Zahl der tagtäglichen Morde zwar extrem verringert, doch in den Armenvierteln steht Kriminalität leider weiterhin an der Tagesordnung.
Wir wollten mehr über die Geschichte Medellins erfahren und haben deshalb mit David von Palenque Tours eine etwas andere Stadtführung gemacht, nämlich zum Thema “Kriminalgeschichte Medellins”. Gestartet haben wir unsere Tour an einem der ehemaligen Häuser Escobars, in das wir auch hineingehen konnten. Ein riesiges mehrstöckiges Gebäude mit Dachterrasse und unzähligen Zimmern. Oben lebte Pablo zusammen mit seiner Familie, unten im Keller waren sogar einige Gefängniszellen untergebracht. Nachdem vor dem Eingang des Hauses 1988 eine Autobombe hochging und seine Mutter schwer verletzt wurde, suchten sie sich andere Bleiben. Das Haus sieht heute sehr heruntergekommen aus und viele Wände sind zerstört, vermutlich weil jemand darin nach verstecktem Geld gesucht hat. Ein Safe in der Größe eines Zimmers ist auch noch zu sehen.
Mit dem Taxi fuhren wir danach erst zum Grab Escobars und dann zu den Armenvierteln der Stadt, die sich einen steilen Berg hinaufziehen. Im Viertel Comuna 13 gibt es sogar eine Rolltreppe. Sie wurde vor ein paar Jahren gebaut um den Bewohnern den Aufstieg auf den Berg zu erleichtern. Die Gassen sind hier ziemlich steil und wenn man alles zu Fuß laufen muß, ist es ganz schön anstrengend. David gab uns unterwegs sehr viele interessante Infos. Allein hätten wir hier nicht unbedingt durch die Viertel laufen wollen, vor allem nicht als “Weiße” und dann vielleicht noch mit einer Kamera in der Hand… Pablo Escobar unterstützte die Armenviertel mit viel Geld, er baute z.B. Schulen, Fußballfelder und ermöglichte den Armen die Stromversorgung. Im Gegenzug fand er dadurch seine Anhänger, die ihm bei seinen Geschäften halfen. Er bezahlte seine Leute auch um Gegner aus dem Weg zu räumen.
Mit dem Metrocable, einer Seilbahn, fuhren wir anschließend nach oben zum Slum Santo Domingo. Unter uns am Hang sahen wir die vielen Hütten und Häuser, die sich dicht an dicht nebeneinander reihen. Das ist schon ein sehr beeindruckendes und zugleich bedrückendes Bild, so viele arme Menschen. Die Stadt Medellin beschloss vor einigen Jahren, die Elendsviertel besser zu erschließen und baute deshalb diese Seilbahn.
David erzählte uns auch, dass die Armenviertel heute immer noch von verschiedenen Banden organisiert werden, die innerhalb dieser für “Sicherheit” sorgen, aber gleichzeitig dafür Schutzgeld kassieren und auch die Drogengeschäfte kontrollieren. Die Regierung versucht dem zwar entgegenzuwirken, aber es ist schwer zu verstehen, wie das System Staat und Polizei hier funktioniert.
Von David erfuhren wir nicht nur viel über die Geschichte und das Leben in Medellin sondern auch viel über das Land Kolumbien. Medellin hat sich sehr verändert, 2013 wurde es zur innovativsten Stadt der Welt gekürt. Es gilt als die Stadt der Mode und Schönheits-OPs. Die Textilindustrie und Blumenproduktion sind zwei wichtige Wirtschaftszweige. Aber nichtsdestotrotz ist Kolumbien immer noch einer der größten Kokainexporteure.

Wir verbrachten zwei Tage in Medellin und übernachteten im Hostal Casa Provenza bevor es wieder zum Flughafen ging. Die Umgebung Medellins ist sehr schön, die Stadt liegt in einem Tal, umgeben von Bergen und alles ist immer grün. Medellin wird aufgrund seines milden Klimas auch als Stadt des ewigen Frühlings bezeichnet. Mit der Ankunft am Flughafen ging auch unser Kolumbienaufenthalt zu Ende und wir machten uns mit dem Flugzeug auf den Weg ins nächste Land, nach Ecuador.